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Junge Männer brauchen mehr urologisches Wissen


Ein Schulaufklärungsprojekt stößt auf große Informationsdefizite bei Jungen und jungen Männern; von Hodenkrebs etwa haben die meisten noch nie gehört. Dabei zeigen sie durchaus Neugier.

„Ausgiebiges Radfahren macht impotent“, „Tritte in den Hoden führen zu Unfruchtbarkeit“ – auf solcherlei Fehlannahmen stoßen die Dozenten der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e. V. (ÄGGF) häufig. Die ÄGGF, die aus 75 Ärzten und Ärztinnen besteht, entsendet regelmäßig Mitglieder an Schulen, um über urologische und sexuelle Fragen und Probleme aufzuklären. Dabei machen sie die Erfahrung, dass die Jungen und jungen Männer meist lediglich einige Schlagworte schon mal gehört haben, aber wenig dazu sagen können. Das betrifft etwa „Kastration“, „Prostata“ oder „Impotenz“.

Gerade ältere Jugendliche betrachten sich dennoch selbst als gut informiert, wobei sie ihr Wissen primär aus dem Internet und aus dem Bekanntenkreis beziehen. Tatsächlich sind nach Einschätzung der ÄGGF-Referenten jedoch nur rudimentäre Kenntnisse über den inneren Aufbau und die Funktionsweise der männlichen Geschlechtsorgane vorhanden. Noch weniger ist das Wissen um verbreitete urologische Erkrankungen zu den Jugendlichen vorgedrungen. Auf Aufklärungsangebote reagieren diese daher auch positiv.

Hodenkrebs: häufigster bösartiger Tumor bei jungen Männern
Seit dem Wegfall der Untersuchungen im Rahmen der Wehrdienst-Musterung gibt es für die meisten jungen Männer keinerlei urologische Standardvorsorge mehr. Erst mit Mitte 40 beginnen die einschlägigen Vorsorgeuntersuchungen. Umso wichtiger ist die Aufklärung Heranwachsender über ihre Geschlechtsorgane samt möglichen Problemen.

Mehr Wissen tut vor allem beim Hodenkrebs not, der den meisten Jugendlichen unbekannt ist. Allenfalls die Geschichte des US-Radprofis Lance Armstrong bringen sie mit dem häufigsten Malignom bei jungen Männern in Verbindung – woraus das Vorurteil über einen Zusammenhang zwischen Radfahren und Genitalerkrankungen wesentlich hervorgeht. Dementsprechend wissen die Heranwachsenden auch kaum von den Möglichkeiten (und vom Sinn) der Selbstuntersuchung durch Abtasten des Hodensacks, um Tumoren frühzeitig zu entdecken.

Viele junge Männer sind auch gar nicht über das Angebot urologischer Fachärzte informiert. Die ÄGGF zitiert beispielhaft die Frage eines Abiturienten: „Gibt es eigentlich auch einen Frauenarzt für Männer?“ Angesichts derartiger Wissensdefizite plant die ÄGGF, ihre Aufklärungsarbeit an Schulen auszuweiten.